20 Prozent mehr Fahrgäste beim kommunalen Mobilitätsdienstleister
Münsterland. Die Regionalverkehr Münsterland GmbH (RVM) hat ihren Geschäftsbericht für das Jahr 2022 veröffentlicht und an Kommunalverwaltungen und die politischen Vertreter der Kreise und Kommunen versendet. Im aktuellen Bericht geht die RVM auf alternative Antriebstechnologie, moderne Vertriebsstrukturen und vernetzte Mobilität bei zahlreichen Projekten im Münsterland ein. Ebenfalls richtet sie den Blick auf den Fachkräftemangel und eingeleitete Maßnahmen zur Personalakquise.
Neue Antriebe erfordern Weitblick
Die Revolution der Antriebstechnologie ist auch in der ÖPNV-Branche in vollem Gange. Land auf Land ab werden alternative Antriebe jenseits des Diesels installiert. Auch die RVM hat sich bereits vor einiger Zeit entschieden, diesen Pfad einzuschlagen. Im letzten Jahr wurde in allen Münsterlandkreisen die Entscheidung getroffen, den Fuhrpark auf batterie-elektrische Fahrzeuge umzurüsten. Im Kreis Warendorf wird zusätzlich ein Wasserstoffbus zum Einsatz kommen. Bis allerdings Elektro- oder Wasserstoffbusse im Münsterland unterwegs sein können, bedarf es einer genauen Planung, eines Genehmigungsverfahrens und zeitaufwändigen Arbeiten. So müssen die Betriebshöfe und Werkstätten umgebaut werden. Für die sichere Unterstellung müssen Brandschutzwände errichtet werden, das Laden der Busse erfolgt über noch aufzustellende Mittelspannungsleitungen und die Werkstätten müssen mit Hocharbeitsplätzen ausgerüstet werden. Gleichzeitig werden die Mitarbeiter im Fahrdienst und den Werkstätten geschult. Damit der Strom für die Busse auch grün ist, werden die Werkstattdächer mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. Die ersten Busse mit alternativem Antrieb werden aufgrund der langen Lieferzeiten im Laufe des kommenden Jahres für die RVM fahren.
Ticketentwicklung: Rund 3,7 Millionen mehr Fahrgäste
Die Fahrgastzahlen bei der RVM entwickelten sich im letzten Jahr trotz Pandemie und bis Frühling geltender Maskenpflicht positiv. Insgesamt beförderte die RVM 23,8 Millionen Fahrgäste und damit rund 20 Prozent (3,7 Millionen) mehr als im Jahr 2021. Treiber dieser Steigerung war der sogenannte Jedermannverkehr, der rund 70 Prozent bzw. um 3,7 Millionen Fahrgäste zulegen konnte. Im Ausbildungsverkehr wurden 14,1 Millionen gezählt, dies bedeutet eine Erhöhung um 0,7 Prozent.
9-Euro-Ticket ein voller Erfolg
Im Jahr 2022 konnte in den Monaten Juni, Juli und August das 9-Euro-Ticket angeboten werden. Die Initiative für dieses Projekt kam aus der Bundesregierung und sollte die hohe Inflation abfedern und die Mobilitätswende vorantreiben. Im Münsterland kam das deutschlandweite Ticket sehr gut an. Die RVM konnte etwa 75.000 Tickets verkaufen, davon rund 10.500 digital über die BuBiM-App. Beflügelt durch die bundesweite sehr gute Resonanz hat die Politik das Deutschlandticket beschlossen. Das monatlich kündbare Abo kostet 49 Euro und ist wie auch das 9-Euro-Ticket im Nahverkehr in ganz Deutschland gültig. Die RVM hat ihre Abokunden über das neue Ticket informiert und auf das Deutschlandticket umgestellt. In den ersten Wochen hat die RVM rund 35 Prozent neue Abonnenten für den umweltfreundlichen ÖPNV gewinnen können. Bei den neuen Abonnenten ist der Trend zur Nutzung der BuBiM-App sichtbar, mehr als zweidrittel beziehen ihr Deutschlandticket als E-Ticket über die App. „Mit dem vorgelegten Geschäftsbericht unterstreicht die RVM die Bedeutung des ÖPNV“, sagt Dr. Herbert Bleicher, Aufsichtsratsvorsitzender der RVM. „Gerade seitdem durch das Deutschlandticket die Nutzung vom umweltfreundlichen Verkehrsmittel auch noch deutlich günstiger geworden ist, könnten die Fahrgastzahlen dauerhaft steigen und Fahrten mit dem Auto ersetzen“, so Dr. Bleicher weiter. „Die eingeleiteten Maßnahmen zur Umstellung des Fuhrparks auf batterie-elektrische Busse und die Einführung des Deutschlandtickets sind absolute Lichtblicke“, ergänzt André Pieperjohanns, Geschäftsführer der RVM.

Projekte aus dem Münsterland
Seit dem 1. September 2022 ist der BaumwollExpress X80 im Westmünsterland unterwegs. Entlang des deutsch-niederländischen Grenzverlaufes verbindet die neue Linie acht Kommunen von Bocholt bis Bad Bentheim miteinander. Eine erste Fahrgastzählung ergab, dass an Werktagen knapp 220 Fahrgäste die neue Verbindung nutzen. Für die RVM und den Kreis Borken ein positives Signal – die Linie findet Anklang, wenngleich das kommunale Verkehrsunternehmen weiter daran arbeitet, zusätzliche Fahrgäste zu gewinnen. Das Bürgerlabor Mobiles Münsterland (BüLaMo) unter der Regie des Kreises Coesfeld hat sich mit seiner Marke „kommit“ das Ziel gesetzt, die Verkehrswende auch im ländlichen Raum anzugehen und Autofahrten zugunsten von Fahrten mit dem ÖPNV zu reduzieren. Neben dem ExpressBus X90 (Olfen – Lüdinghausen – Senden – Münster) ist der On-Demand-Verkehr in Senden ein großer Baustein. Stand Dezember 2022 haben sich etwa 3.300 Fahrgäste für den innovativen Verkehr registriert und knapp 30.000 Fahrten durchgeführt. Die Kundenzufriedenheit ist mit 4,9 von 5 möglichen Punkten sehr hoch. Seit August 2022 werden auch die Sendener Ortsteile Bösensell und Ottmarsbocholt von On-Demand-Verkehr bedient.
Fachkräftemangel macht sich bemerkbar
Auch in der ÖPNV-Branche ist der Fachkräftemangel längst angekommen. Insbesondere an qualifizierten Busfahrerinnen und -fahrern mangelt es sehr. Aus diesem Grund ist die RVM im Bereich Personalmarketing sehr aktiv. Mit Social-Media, Printmedien und Radiospots seien an dieser Stelle nur einige der eingesetzten Bausteine genannt. Auch auf Messen punktet die RVM mit ihrem guten Ruf als zuverlässiger Arbeitgeber und einem echten Wir-Gefühl. Gute Mitarbeiter sind dringend notwendig für die Mobilitätswende und insbesondere die digitalen Herausforderungen in der Zukunft. „Hier muss es uns gelingen, die RVM als verlässlichen Arbeitgeber mit tariflich gesicherten Löhnen und Gehältern in einer krisenfesten Brachen zu positionieren, erläutert Pieperjohanns.“
